Nationalpark Wattenmeer

Priel im Nationalpark Wattenmeer

Foto: Stock/LKN-SH

Seit dem 1. Oktober 1985 hat das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer seine Anerkennung als Nationalpark erhalten. Am 1. Januar 1986 folgte das Niedersächsische Wattenmeer und am 9. April 1990 das kleinste, das Hamburgische Wattenmeer. Die Nationalparks im Wattenmeer sind 3 von 15 Nationalparks in Deutschland. Auch das dänische Wattenmeer hat Nationalpark-Status.

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Nachdem sich Naturschutzorganisationen schon 20 Jahre zuvor für den Schutz des Wattenmeeres eingesetzt hatten, hat auch die Landesregierung von Schleswig-Holstein den Wert dieses wertvollen Ökosystems erkannt und 1985 das Gesetz zum Schutz des Nationalparks verabschiedet. So entstand mit einer Fläche von ca. 441.500 Hektar der größte Nationalpark zwischen dem Nordkap und Sizilien. Außer dem amphibischen Watt gehören Priele, Salzwiesen, Dünen und Sandbänke dazu, auch die fünf kleineren Halligen und die Außensände wie Norderoog- und Süderoogsand, Japsand, Blauort und Trischen.

Der Nationalpark hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Naturerbe für künftige Generationen zu bewahren. Um Naturschutz mit Nutzungsinteressen in Einklang zu bringen, gibt es im Nationalpark Wattenmeer Zonen unterschiedlicher Schutzkategorien. So kann sich die Natur ungestört in nutzungsfreien Zonen entwickeln. Außerhalb dieser Gebiete ist eine naturverträgliche Nutzung durch Menschen möglich. Die Schutzstation Wattenmeer in Westerhever und die vielen örtlichen Infozentren wollen die Sinne der Wattenmeerbesucher für die Belange des empfindlichen Lebensraums schärfen. Mittlerweile besuchen jährlich ca. 500.000 Urlaubsgäste die Infozentren des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Größte Erfolge hat die Unterschutzstellung des Schleswig-Holsteinischen Wattenmeeres vor allem für die Salzwiesen gebracht. Noch in den achtziger Jahren waren fast alle Salzwiesen intensiv mit Schafen beweidet. Im Nationalpark sind 60 Prozent ganz aus der Beweidung genommen und 18 Prozent werden extensiv bewirtschaftet. Alle Formen der Salzwiesen konnten sich wieder entwickeln: von Pionierzonen mit Queller und Schlickgras über jüngere Stadien, die nach dem Andelgras benannte Andelzone, bis zu den älteren Stadien der Rotschwingelzone. Der höhere Bewuchs der Brachflächen kommt störanfälligen Brutvögeln zugute, die eine gute Deckung benötigen. Unbewirtschaftete Salzwiesen sind für den Seevogelschutz von hoher Bedeutung.

Die artenreiche Vogelwelt hat zudem vom generellen Jagdverbot im Nationalparkgebiet profitiert. Im Jahresdurchschnitt halten sich pro Tag 1 Million Vögel im Watt auf, im Spätsommer sind es sogar 3 Millionen. Im Oktober kehren große Schwärme von Ringelgänsen aus der Arktis zurück und lassen sich auf den Salzwiesen nieder. Da sie nicht bejagt werden, sind sie recht zutraulich und lassen sich gut beobachten.

Autorin: Martina Poggel

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Weltnaturerbe Wattenmeer

Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Schutzstation Wattenmeer

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Seit dem 1. Januar 1986 genießt das Niedersächsische Wattenmeer den höchsten Schutzstatus als Nationalpark, seit 1992 ist es von der UNESCO als Bioshärenreservat anerkannt. Mit 280.000 ha Fläche ist der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer der zweitgrößte Deutschlands. Knapp die Hälfte davon ist das regelmäßig trockenfallende Watt, 44 Prozent sind permanent von Wasser überflutet und 7 Prozent oder ca. 19.000 ha bestehen aus den Landflächen der Inseln und der Küste.

Um das Ziel, den Schutz der besonderen Natur des Wattenmeeres mit Nutzungsinteressen zu vereinbaren, ist der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer  in drei Schutzzonen eingeteilt. In der flächengrößten Ruhezone, die 60 Prozent der Gesamtfläche einnimmt, hat der Schutz der Tiere und Pflanzen Vorrang. Auf den Wander-, Reit- und Radwegen dürfen die Besucher der Inseln die einzigartige Natur beobachten und genießen. Weit mehr Nutzungsinteressen werden in der Zwischenzone berücksichtigt, die das typische Landschaftsbild schützen soll. Größere Einschränkungen gibt es allerdings auch hier zur Brutsaison von Anfang April bis Ende Juli. Die Erholungszone in der Nähe der Bebauung dient in erster Linie der Erholung der Menschen.

Eine starke Brise weht dem Naturschutzbestreben von Seiten der Tourismus- , Fischerei-  und Energiewirtschaft entgegen. Jährlich über 30 Millionen Übernachtungen bzw. 2 Millionen UrlauberInnen und 16 Millionen Tagesgäste üben einen ungewollten Druck auf die Schutzzonen aus. Immer wieder stören Besucher die empfindlichen  Wat- und Seevögel beim Brüten. Der hohe Wasserbedarf im Sommer kann die Süßwasserlinse unter den Inseln empfindlich dezimieren  und sich so nachteilig auf den Wasserhaushalt der Dünen auswirken. Zwischen Ems und Elbe fangen 143 Schiffe, davon 100 Krabbenkutter, 6.000Tonnen Krabben, 3.100 Tonnen Miesmuscheln und  2.000 Tonnen Fische an der niedersächsischen Küste. Die weiträumigen Windparks auf dem Festland stören heute schon die Rastplätze der Seevögel, dennoch sind weitere Windparks  im Watt und auf See geplant.

Der Wattenrat Ost-Friesland kritisiert deshalb, dass die Naturschutzstandards zu wenig durchgesetzt werden: In den letzten Jahren sind sogar aus ökonomischen Gründen wieder Flächen aus dem Nationalparkgebiet herausgenommen worden. Wildmuschelbänke werden geplündert und die Jagd ist noch immer erlaubt.

Die Nationalparkverwaltung setzt mehr auf Aufklärung und Naturpädagogik. In den drei Nationalparkzentren in Cuxhaven, Wilhelmshaven und Norden-Norddeich  und den elf Nationalparkhäusern auf den Inseln und an der Küste können sich die jährlich ca. 600.000 Besucher über die einzigartige Natur des Wattenmeeres informieren, an Exkursionen teilnehmen, Vorträge hören und vieles mehr. Zu den Aufgaben der Nationalparkverwaltung gehört auch, Beiträge zur Erforschung des Wattenmeeres zu  erarbeiten. Hierzu zählen das Miesmuschelmonitoring und die Biotoptypenkartierung zur Dokumentation von Landschaftsveränderungen.

Autorin: Martina Poggel

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Wattenrat

Nationalpark-Besucherzentren:

Cuxhaven
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