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Viele 1000 Menschen und Vieh ersäufet

Überschwemmung nach Deichbruch

Quelle: Staatsarchiv Oldenburg

In den meisten Fällen waren schriftkundige Geistliche die Chronisten der Sturmfluten, die deshalb in der Regel den Namen des Heiligen oder des kirchlichen Feiertags bekamen, an dem die Sturmflut wütete. Pastor M. Antonius Heimreich von Nordstrand erlebte die Burchardiflut am 11. Oktober 1634 mit, die als die „Zweite Grote Mandränke“ bekannt wurde, weil ihr 9 000 Menschen zum Opfer fielen.

„Das Gott der Herr durch Außlassung der Wasser das Land könne umbkehren/ solches haben diese Nord Fresche Landschafften benebenst allen an der West See liegenden Marsch Ländern am Tage Burchardi(…)des 1634 Jahres besonders müssen erfahren/
indem am Tage zuvor (als am 11. Octobris) sich ein ungeheurer Sturmwind aus dem Süd Westen erhoben/
so sich in folgender Nacht auf halber Sprinckflut nach dem Nordwesten gewendet/
und so gar übel gehauset/
dass er nicht allein hin und wieder die Häuser auff- und abgedecket/
auch unzehlig viel gar hinweg genommen/
dazu in den Wäldern und Holtzungen starckeund dicke Bäume bey Hauffen niedergeschlagen/
mit den Wurtzelen aus der Erden gerissen/
sondern auch das Wasser und Meer in der West-Seedermassen bewogen und auffgetrieben/
dass es in denen an derselben und an der Elbebelegenen Ländern/
als in Storman/Dithmarschen/ Eiderstedt/ NordStrand/Jüthland/ und andern Ortern hin und wieder eingegangen/

Teiche und Dämme zerrisseb und dahin gekommen/
Da man zuvor niemals keine Fluth vernommen/
Viele 1000 Menschen und Vieh ersäuffet/
Häuser und Güter weggeführet/
Und solchen Schaden gethan/
Dass es nicht zu beschreiben.

Da denn auch die finster Nacht nicht allein die obhandene grose Gefahr bey vielen hat verborgen/
Sondern ihnen auch alle Mittele derselben zuentkommen beraubet Weßhalben ihrer Mutternacket von ihren Bette beysicherem Schlaffe sein weggetrieben/

Andere durch Ungestümigkeit des Wetters erwecket/
Haben davon fliehen oder ihre Güter erretten wollen/
Allein sein zunebenst ihren Häusern undGütern von den Wellen weggeführet worden.

Derhalben viele in dem sie gesehen/
Dass alle Mittel zu entkommen vergebens/
Und sie zweyfels frey mit ihren Haußgenossenvon den Wellen würden weggeführet werden/
Sich und ihre Weiber und Kinder haben aneinandergebunden/
Dass wie sie alle die Natur und die Liebe vereiniget/
Also auch sie die grausamen Wellen nicht möchtentrennen.

Viele haben sich/
Mit allen ihren Haußgenossen auf denDächern und Häusern begeben/
Und sein auff denselben/
Als auff einem Schiff/
Herumb geführet worden.

Welche aber bald von den Wellen zuschlagen/
Und also diese elende Leute elendiglich voneinandergetrennet/
Dass auf dem einen Stück der Vater/
Auff einem andern die Mutter hingetrieben/
Auf einem andern die zarten Kinderlein.

Und hat es allenthalben ein jämmerlichesAnsehen gehabt massen man gesehen/
Wie das unzehlig viele todte Menschen herumbgetrieben/
Kisten und Schappen/
Bette und Bettegewand/
Laden und allerhand herrlicher und kostbahrerHaußgerath auff dem Wasser geschwemmet/
Wie viele Männer/
Weiber und Kinder auf stücken Häuser/Breter/ Balcken/ und dergleichen/
Neben und unter den annoch stehenden Häusern hingefahren/
Und Gott und Menschen umb Hülffe und Errettung angeschrien.

Und ist das aller grösseste Elende gewesen/
Dass die solches gehört/
Ihnen auf ihr klägliches jammerGeschreynicht haben können helffen.“

„am 11. und 12. Octobris in der nacht, seyndt durch die
erschreckliche und unerhörte Waßerflut in Fürstl. Gnedl. Marschländern…versuffen und weggetrieben im Norderen Theill
Dithmarschens: Persohnen 327, Häuser 159,Pferde 640, Rindtviehe Stück 2552, Schaffe, Schweine und Gänse Stück 1008; an reinem Korn 6538 Tonnen; im Nordstrandt: darunter 9 Prediger und 12 Küstere, Häusere weggetrieben 1339, Windmühle weggetrieben 28, Glucktührme weggetrieben 9, An Viehe und Leben gern Habe Stück 50.000…“