Belgische Nordsee

Zur Römerzeit gehörte die flämische Küste noch zu Gallien. Heute ist der 67 Kilometer lange Küstenstreifen die Nordseeerholungsmeile Belgiens. Vierzehn Badeorte reihen sich an den bis zu 700 Meter breiten Stränden aneinander: vom mondänen Knokke bis zum naturverwöhnten De Panne. Endloser Strand und die seicht abfallende flämische See garantieren unbesorgtes Urlaubstreiben und Freizeitvergnügen. Das gesellige Leben wird an der belgischen Küste groß geschrieben. Eine feine Gastronomie sorgt in allen Orten für das leibliche Wohl.

Breite Strände an der belgischen Küste

Urlaub an der belgischen Küste

Foto: Strand von Blankenberge in Belgien. Wolfgang Staudt

Allein 16 Strandclubs bieten an der Küste Belgiens Strand- und Wassersport an. Hier kann man auch mal eine der neuen Trendsportarten ausprobieren wie Kitesurfen oder Kitebuggy. Leider ist der flämische Küstenstreifen bis auf wenige Ausnahmen reichlich verbaut. Wer Ruhe und Erholung liebt, sucht sich lieber ein Quartier im Hinterland der Polder. Manchmal ist dort noch die gallische Lebensart spürbar, denn die Belgier sind bekannt für ihre Flohmärkte, ihre Comics und ihre vielen Biervariationen.

Die Besonderheit der belgischen Nordseeküste ist ihre Küstenstraßenbahn, die 70 Haltestellen an der gesamten Küste anfährt. Sie beginnt ihre Fahrt in Knokke mit seinen hochkarätigen Kunstausstellungen im Casino, den schicken Boutiquen und Galerien. Das Naturschutzgebiet „Het Zwin“ an der niederländischen Grenze ist für Vogel- und Naturliebhaber ein Muß. Ein Ausstieg in Zeebrugge lohnt sich nicht nur wegen seines Seehafens mit Öltankern und Oceanlinern, hier liegen auch 100 Schiffe der belgischen Fischereiflotte. Die größte Fischauktion Belgiens ist ein nachhaltiges Urlaubserlebnis. Das Meermuseum Seafront bietet Einblicke in die Unterwasserwelt und als besondere Attraktion das Abtauchen mit einem U-Boot. Der beliebteste und meist besuchte Ferienort ist Blankenberge. Die vielen Angebote werden gerne genutzt: das lustige Velodrom, das Sea Life Center und das Reptilienzentrum. Tagsüber lockt der Pier, der 350 Meter ins Meer hineinragt mit der Fun Explo, die Naturphänomene interaktiv begreifbar macht und dem Aquarana. Nachts erwacht das einzigartige Nachtleben von Blankenberge. Ruhig und familiär geht es dagegen in Wenduine zu. Die nächste Haltestelle ist das malerische De Haan mit Fachwerkhäusern und Gebäuden aus der Belle Epoque, der Wende zum 20. Jhdt..

Bredene hat das Glück ohne Deich auszukommen. Unverbaut zieht sich ein breiter Dünengürtel am Meer entlang. Der einzige Nacktbadestrand und 30 Campingplätze finden darin Platz. In Oostende lockt ein Spaziergang über die 8 Kilometer lange Strandpromenade oder ein Ausflug mit dem historischen Großsegler Mercator. Die Domäne Raversijde informiert über die beiden Weltkriege. Middelkerke ist eine familienorientierte Badestadt. Nieuwpoort in der Ijzermündung ist das Ziel von Bootsfreunden aus aller Welt. Einer der größten Yachthäfen Europas bietet 2.000 Ankerplätze und vielfältige Wassersportmöglichkeiten. Am Schluß bleiben noch die Superlativen: In Koksijde kann man die höchste Düne der flämischen Küste, die 33 Meter hohe „Hoge Blekker“ erklimmen. De Panne ist Endstation der „Kusttram“. Der Ferienort hat den breitesten Strand, die ausgedehntesten Dünenareale im ältesten flämischen Naturreservat „De Westhoek“ mit einer 400 Meter breiten Sanddüne. In der Nähe informiert das Besucherzentrum De Nachtegaal über die Entstehung der flämischen Küste und das Leben im Meer. Die „Cabourdünen“ sind die ältesten Dünen Belgiens. In diesem Gebiet gibt es zudem historische Küstenbefestigungen von vor 3.500 Jahren und Funde aus der Steinzeit. Der breite Strand von De Panne ist Austragungsort internationaler Wettkämpfe der Strandsegler im September.

Das Fahrrad ist unbestritten das beste Fortbewegungsmittel im flachen Flandern. Seit 2000 verbindet die ausgeschilderte Küstenfahrradroute alle Badeorte und Sehenswürdigkeiten der belgischen Küste. Auch die Polderlandschaft kann man hervorragend mit dem Rad  erkunden. Neben vielen kleinräumigen Routen führt die Vlaanderen Fietsroute 750 Kilometer kreuz und quer durchs Land. Wanderrouten innerhalb und außerhalb der Naturschutzgebiete bieten Naturfreunden Ruhe und Naturerleben.

Autorin: Martina Poggel

Foto: Blankenberge. Wolfgang Staudt/piqs.de CC BY 2.0

Kunst am Strand und historische Orte

Kunsttriennale Beaufort in Belgien

Foto: Kunsttriennale Beaufort an der flämischen Küste.

Kunst hat eine lange Tradition an der flämischen Küste. Viele Künstler haben hier gelebt und ihre Spuren hinterlassen. Berühmt sind die belgischen Cartoonisten, die einmal im Jahr an der Küste ihr Können auf Weltniveau zeigen. Und die architektonischen Schätze aus dem Mittelalter sind nahe der Küste Belgiens zu bewundern.

Im ehemaligen Wohnhaus von James Ensor in Oostende ist ein Museum mit einigen seiner Exponate eingerichtet. Auch das ehemalige Wohnhaus des Malers Paul Delveaux ist heute ein Museum. Er wirkte im Künstlerdorf St. Idesbald bei Koksijde.

Die ganze Küste ist seit 2003 von April bis Oktober Ausstellungsort der Triennale für zeitgenössische Kunst am Meer, kurz „Beaufort“ genannt. Alle drei Jahre stellen namhafte, international bekannte Künstler ihre Installationen in die Auseinandersetzung mit dem Übergang vom Meer zum Land. Begleitet wird die Open-air Aktion von April bis Mai von „Beaufort Inside“ im Provinzialmuseum für moderne Kunst PMMK in Oostende.

Das Festival von Flandern bietet von März bis Dezember mit 350 Konzerten eine „musikalische Reise durch Flandern“.

Das malerische Städtchen Veurne liegt direkt hinter der Küste. Einen der schönsten Beginenhöfe Belgiens findet man in Diksmuiden. Beginenhöfe entstanden Ende des 13. Jhdts. als eine Bewegung von Frauen, die selbständig und spirituell leben wollten, ohne sich einem Orden zu verpflichten. Viele der flämischen Beginenhöfe sind ins UNESCO- Welterbe aufgenommen worden. Der Ort selbst ist im zweiten Weltkrieg vollständig zerstört und später wieder aufgebaut worden. Das Friedensmuseum im Friedensturm soll an diese Zeit gemahnen. In der Nähe steht die Skulptur „Trauerndes Elternpaar“ von Käthe Kollwitz.

Das Mittelalter weht noch über die Brücken und Kanäle von Brügge. Das Venedig des Nordens wird als eine der schönsten Städte Europas bezeichnet. Sehenswert sind der Burgplatz und der Beginenhof. Der 88 Meter hohe Belfried war ein Wachturm, der über die kostbaren Tuche wachte. Die handgeklöppelte flämische Spitze konnten sich nur Könige und Adlige leisten. Ein riesige Tuchhalle mit gotischen Arkaden kann man in Ieper besichtigen. Das mittelalterliche Damme ist der „Geburtsort“ von Till Eulenspiegel, der dem Besucher überall begegnet.

Veranstaltungen

In Knokke treffen sich ab Mitte Juni bis Ende Juli internationale Cartoonisten zur Weltcartoonale.

Im Juli wird das beschauliche Wenduine von „Riesen“ heimgesucht. „Riesen“ aus aller Welt ziehen durch die Straßen und feiern mit den Besuchern zusammen ein Riesenfest.

Historische Gestalten aus der „Belle Epoque“ bevölkern am 1. Samstag im August beim Trammelantfest die Straßen von De Haan.

Von Juli bis September findet das Sandskulpturenfestival Blankenberge und Mitte August bis Mitte September das Sandskulpturenfestival Zeebrugge statt.

Autorin: Martina Poggel

Weitere Informationen

Belgische Küste
Flandern

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