Windmühlen und Windgeld
Schon Anfang des 18. Jahrhunderts kamen findige Techniker in der südlichen Nordseeregion auf die Idee, den stetig über das flache Land pustenden Wind nicht ungenutzt vorbeiziehen zu lassen. Mit Hilfe einfacher technischer Bauwerke, den Windmühlen, fingen sie seine Kraft ein. Die Drehbewegung der Mühlenräder bewegten anfangs Mahlwerke, später auch Pumpen.
Vor allem die Niederlande war früher dicht bestanden mit Windmühlen. Sie sind zu einem Wahrzeichen geworden. Eintausend der zum Teil noch funktionstüchtigen „molens“ existieren heute noch.
Üblicherweise dienten die Windmühlen als Korn- oder Ölmühlen. Nördlich von Amsterdam hatte sich Mitte des 18.Jhdts. eine reiche Mühlenindustrie mit 630 Mühlen angesiedelt. Landesweit gab es sogar fast 10.000 Mühlen. Eine Kornmühle versorgte etwa 1500 bis 2000 Einwohner. Der Landesherr hatte das sogenannte „Windrecht“ und kassierte das „Windgeld“, das für den Betrieb einer Mühle erhoben wurde.
Bald entdeckte man auch andere Verwendungsmöglichkeiten für die Windmühlen. Große Teile der Niederlande sind trockengelegt worden, indem die vierflügeligen technischen Wunderwerke statt an ein Mahlwerk an ein Schöpfrad angeschlossen wurden. Mit der Erfindung der archimedischen Schraube waren sie erstaunlich effektiv, weil sie das Wasser permanent fördern konnten. 19 der 400 noch existierenden sogenannten Poldermühlen kann man in der Nähe von Rotterdam am Kinderdijk besichtigen. Die aus dem 18.Jhdt. stammenden Poldermühlen haben eine Spannweite von 28 Metern und bieten in der von schilfbewachsenen Kanälen durchzogenen Landschaft ein malerisches Bild.
Idyllisch war der Betrieb einer Windmühle allerdings nicht. Sie machte entgegen manchen Vorstellungen einen höllischen Lärm und auch die Gerüche waren nicht immer angenehm, die von einer Mühle in die Umgebung geweht wurden. Die Arbeit in einer Mühle war gefährlich, denn nicht selten sind die Mühlenarbeiter eines frühen und grausamen Todes gestorben, wenn sie zwischen die großen Mühlräder gerieten.
Mit der Entwicklung der Dampfmaschine wurden die Windmühlen nach und nach ersetzt. Heute sind sie reizvolle Ausflugsziele, beherbergen oft Museen oder laden als Cafe zu Kaffee und Kuchen ein.
Autorin: Martina Poggel