Yorkshire, Humber und Lincolnshire: Schmugglernester und Badeparadies
Die Nordseeküste in der Mitte Englands ist geprägt von beeindruckenden Klippen auf der Höhe der North York Moors in Yorkshire und langen Sandstränden mit vielen Badeorten in Lancashire. Das Hinterland ist hügelig oder leicht gewellt, nur der breite Humber durchbricht die sogenannten Wolds in die nördlichen von Yorkshire und die südlichen von Lincolnshire.
Yorkshire
Die beindruckendste Landschaft an der englischen Nordseeküste von Yorkshire sind die North York Moors. Wer Muße hat und den Cleveland Way erwandert, wird beeindruckt durch die fast gehölzlose Hügellandschaft der Moors und die grandiosen Klippen entlang der Küste von Saltburn bis Filey. Im Frühjahr erscheint das Land in einem gelben Meer von unzähligen Narzissen, im Sommer und Herbst herrschen Ocker, Grün oder das Violett von Heidekraut vor. Für Freunde historischer Eisenbahnen zuckelt die North York Moors Railway durch das als Nationalpark ausgewiesene Moorland, allerdings nur zwischen Pickering und Whitby. Die Seestadt hat einen idyllischen Hafen und die berühmte Whitby Abbey, eine Klosterruine aus dem 13. Jahrhundert. Im etwas südlich gelegenen Fischerdorf Robin Hood’s Bay sollen die Fluchtboote für Robin Hood und seine Bande gelegen haben. Der pittoreske Ort mit seinen steilen, kopfsteingepflasterten, engen Gassen lässt seine Schmugglergeschichte erlebbar werden. Zum Baden laden Felsenpools und Sandstrände ein. Gleich südlich liegt Boggle Hole, was in etwa heißt: Gespensterloch. Der Ort in den Klippen soll Schmugglern als Versteck gedient haben. Sehenswert ist dort die alte Wassermühle.
Ganz anders ist die Atmosphäre wenige Kilometer südlich im ältesten viktorianischen Seebad Scarborough. Aus dem Mittelalter stammt die Burg auf dem Felsen, der die Stadt teilt. Seit 1626 ist das mittlerweile beliebteste Urlaubsressort Englands gewachsen und bietet Unterhaltung und Attraktionen wie das Sealife and Marine Sanctuary, in dem Babyrobben aus der Nähe zu beobachten sind, Promenaden, Wandelgärten und viktorianische Strandlifts. In Scarborough ist eine der berühmten schreibenden Schwestern Ann Brontë begraben. Direkt nördlich kann man sich bei den Burniston Rocks auf die Suche nach Dinosaurierspuren machen. Der Nordstrand ist beliebt bei Surfern. Von der historischen Miniatureisenbahn North Bay Railway aus, die den Nordstrand entlang fährt, kann man ihren Kapriolen zuschauen. Der Sandstrand im Süden lockt mit Strandleben und Eselsritten.
Weiter südlich fasst die 1.600 Meter lange Filey Brigg, die geschützte Filey-Bucht mit ausgedehnten Sandstränden ein. Die Felsennase ist interessant für Ornithologen sowie für Taucher. Ein Naturpfad führt Familien in die Natur, in Felstümpeln können sie Meeresorganismen beobachten. Filey Brigg markiert den Endpunkt des Cleveland Way. Als Fischerort und altes Kurbad für Reiche besitzt Filey den Charme des Gegensatzes von kleinen Fischerkaten und viktorianischen Villen. Südlich von Filey kann man in einem der vielen typischen Caravan Parks an diesem Küstenabschnitt direkt am Meeresufer oder am Klippenrand campen, mit einem herrlichen Blick auf die geschützten, stark zerklüfteten Kreidefelsen Bempton Cliffs von Flamborough Head. 11 Kilometer ragen sie in die Nordsee und sind für Seevögel ein Paradies. 200.000 Brutpaare sind allein in der Schutzzone der 120 Meter hohen und 5 Kilometer langen Bempton Cliffs gezählt worden, unter anderem Papageientaucher, Trottellumme, Eissturmvogel, Tordalk und Tölpel. Der alte (1674) und der neue (1803) Leuchtturm von Flamborough Head stehen an der Spitze auf einer 170 Fuß (52 Meter) hohen Klippe, an der das Meer seine Spuren hinterläßt. Ausgehöhlte Felsentore zeugen von der Kraft der anstürmenden See. Doch nicht nur die tobende Nordsee treibt die Erosion voran, im Sommer 2006 sind durch einen Blitzschlag Hunderte von Tonnen Fels abgeschlagen worden und in die Nordsee gedonnert.
Humbermündung
Südlich der North York Moors fallen die Hügel der Yorkshire Wolds sanft zur Küste und zum Tal des Humber ab. Endlossandstrände bieten Badevergnügen in den Seebädern Bridlington, Hornsea, Aldbrough, Withernsea, Easington und Holderness. Zwischen der Nordsee und dem Fluß Humber liegt die flache, ackerbaulich genutzte Halbinsel Sunk Island, die früher einmal eine Sandbank in der Humbermündung war. Ein 6 Kilometer langes Sand- und Dünenriff, das Spurn Head, schiebt sich von dort aus hakenförmig in die Humbermündung. Zur Sicherung der Einfahrt in den Humber steht der schwarz weiß geringelte Leuchtturm an der Spitze, ein beliebtes Ausflugsziel.
Bis Kingston upon Hull, ca. 45 Kilometer im Landesinneren, ziehen sich die Sandstrände von Sunk Island. Hull, wie die Hafenstadt am Humber meist nur genannt wird, ist eine moderne Stadt und einer der wichtigsten Fährhäfen an der englischen Nordseeküste. Von hier aus geht’s nach Zeebrügge und Rotterdam. Interessant sind die Docks der Schiffsindustrie und ein Besuch in The Deep, dem nach eigenen Angaben einzigen Submarinum der Welt. Es zeigt Meerestiere und -technologie. Sehenswert ist auch die mittelalterliche Altstadt.
Auf der anderen Humberseite zieht sich ebenfalls ein breiter Sandstrand bis nach Skegness in Lincolnshire. Die Orte Grimsby und Cleethorpes bieten reichlich turbulentes Touristenleben. Auch hier lockt eine Fahrt mit einer vielen historischen Eisenbahnen Englands, die Cleethorpes Coastal Railway.
Lincolnshire
Lincolnshire ist landschaftlich beschaulich, hügelig in den Wolds, flach und neblig in den südlich gelegenen Fens, der Marschlandschaft. Die Küste von Lincolnshire hat zwei Gesichter, das eine ist die sogenannte Fun-Coast mit quirligen Badeorten wie Mablethorpe, Sutton on Sea, Chapel St Leonards, Ingoldsmells und natürlich Skegness, einer der Top-Ferienorte Englands mit Vergnügungspark und einem ausgeprägten Nachtleben. Die Fun-Coast bietet jede Menge Attraktionen und Unterhaltung. Hier wird zum Beispiel der traditionell im August liegende Karneval ausgiebig gefeiert. Für Naturfreunde ist die Skegness Natureland Seal Sanctuary eine gute Adresse. In der Nähe dreht die Windmühle von Burgh le Marsh als einzige im Land ihre Segel links herum.
Die sogenannte Rural-Coast streut immer wieder Ruhe und Naturerleben zwischen den Trubel. Die breiten Sandstrände von Saltfleetbay locken zwischen Cleethorpes und dem Beginn der Fun-Coast Vögel, Seehunde und Naturliebhaber an. Bei Gibraltar Point, einem Naturreservat südlich von Skegness, vollzieht sich der Übergang zwischen der nördlichen Klippen- und Sandküste und der südwestlich anschließenden Marsch- und Wattenbucht The Wash. Das Hinterland ist ähnlich der deutschen und niederländischen Nordseeküste entwässert und von einem Deich umgeben. Die nahen Sandstrände der Fun-Coast sind touristisch interessanter, deshalb ist die Gegend weitestgehend ruhig und wird landwirtschaftlich genutzt. Wegen der ökologischen Bedeutung der Marschen, ist bei Freiston, nahe Boston, der Deich geöffnet worden, um wieder eine natürliche Überschwemmungssituation zuzulassen.
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Weitere Ausflugsziele
Eins der schönsten Herrenhäuser in England ist das barocke Castle Howard am südwestlichen Rand der North York Moors. Nahe der Küste liegen einige schöne Landsitze wie die elisabethianischen Burton Agnes und Burton Constable aus dem 16. Jhdt.. Beverly hat einen gothischen Dom. Ganz besonders viele historische Spuren und Gebäude sind in der schönen Stadt York zu bewundern, ein altes Minster, eine alte Stadtmauer, aber auch das Jorvik Wikingerzentrum zeigt die Geschichte Yorks.
Boston in den Lincolnshire Fens überrascht mit einem gigantischen Gotteshaus. Der Kirchturm von St. Botolph ragt 83 Meter in den Himmel. Von ihm aus soll über das flache Land die 40 Kilometer entfernte Kathedrale von Lincoln und The Wash zu sehen sein. Nahebei arbeitet heute noch die Maud Foster Windmühle. Mit 7 Stockwerken ist sie eine der höchsten Windmühlen und eine besondere Sehenswürdigkeit.
Veranstaltungen
Der Winter und das Frühjahr stehen ganz im Zeichen der Geschichte. Jeden Dezember feiert Robin Hood’s Bay ein Viktorian Weekend. Im April/Mai taucht Scarborough während des Scarborough Renaissance Festivals über mehrere Wochen ins 16 Jhdt.. Ende Juni steht ganz Filey gleich eine ganze Woche im Zauber der Vergangenheit. Das seit 1980 stattfindende Edwardian Festival ist über seine Grenzen bekannt.
Die Scarborough Fair ist ein bekannter 45 Tage dauernder Jahrmarkt mit Volksfest gewesen und war ursprünglich ein Handelsmarkt im August jeden Jahres seit dem Mittelalter. Eine Woche im Juli findet heute in Anlehnung an ihn die Scarborough Fayre statt. Das Seafest Festival in Scarborough zelebriert alljährlich im Juli das Meer und die Fischerei mit diversen Veranstaltungen.
In der Sommersaison finden in den größeren Orten einige Musikfestivals statt. Whitby präsentiert gleich mehrere interessante Musikrichtungen: Anfang Juni das Whitbys 60’s Weekend, Anfang Juli das Whitbys Soul Weekend und im August das Whitby Folk Festival. Sea Fever heißt das internationale Sea Shanty Festival im August in Hull. Im September gibt’s zweimal Jazz, das Scarborough Jazz-Festival und das Internationale Jazz-Festival in Grimsby.
Autorin: Martina Poggel
Foto: Robin Hoods Bay, Whitby. Thomas Tolkien Quelle: piqs.de LizenzCC BY 2.0
Weihnachten in den Nordseeländern
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Leuchttürme – Wegweiser im Dunkeln
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Auf alten Pfaden in Großbritannien
Wandern ist auf der britischen Insel sehr beliebt. So gibt es unzählige Wanderwege, die sich überwiegend an alten Fuß- oder Treidelpfaden orientieren, auch aufgelassene Bahnlinien werden genutzt. In der Regel liegen die ausgeschilderten Wege fernab von Straßenlärm und Großstädten, sodass die Wanderer die schöne britische Natur genießen können. Und davon gibt es reichlich: abgesehen von […]