Friesische Sportarten

Klootschießen ist eine beliebte friesische Sportart

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Aus den Lebensbedingungen der Friesen früherer Zeiten haben sich einige eigenwillige, regionaltypische Sportarten entwickelt. Ob aus Spaß oder im Ringen um Meisterschaft, die friesischen Sportarten erfreuen sich immer größerer Beliebtheit von der nordfriesischen Provinz Friesland in den Niederlanden, über die ostfriesische niedersächsische Nordseeküste bis Nordfriesland in Schleswig-Holstein und Dänemark.

Die älteste soll das Klootschießen sein, das seine Wurzeln in der Römerzeit hat, als die Friesen sich gegen die römische Invasion verteidigen mussten. In jüngerer Zeit  entstanden weitere Wurfspiele wie das Bosseln oder das Kaatsen. Das Pultstockspringen und das Kreierrennen sind aus traditionellen Fortbewegungsarten abgeleitet.

Klootschießen

Kloote sind bleigefüllte Holzkugeln, die nach einem kurzen Anlauf über eine Rampe mit einer komplizierten Wurftechnik weit geschleudert werden. Klootschießen ist nicht so leicht zu erlernen. Im Feldkampf spielen 2 Mannschaften gegeneinander. Ähnlich wie beim Bosseln wird der Auslauf der Kugel, der Trüll, mitgezählt. Beim Standkampf zählt nur die reale Wurfweite der Teilnehmenden. Der beste Zeitpunkt für diesen Sport ist traditionell der Winter, da die Wettkämpfe ursprünglich auf den Feldern ausgetragen wurden, die dann hart gefroren waren.

Früher haben die Friesen mit gebrannten Lehmklumpen, den Klooten, den Römern Beine gemacht, heute werfen ihre Nachfahren mit bleigefüllten Buchenholzkugeln Rekorde. Der Ostfriese Gerd Gerdes ist zur Legende geworden, als er den Kloot 1935 über die 100 Meter-Marke warf. Erst 50 Jahre später gelang es, den Rekord zu brechen. Zurzeit liegt die Rekordweite bei 106,20 Metern, 1996 von Stefan Albarus geworfen, ebenfalls ein Ostfriese.

Bosseln

Bosseln ist der Volkssport der Friesen und wird Anfang des Frühlings an der ganzen deutschen Nordseeküste gerne gespielt. In der Regel treten 2 Mannschaften in je 4 Gruppen mit je 4 Werfern gegeneinander an. Eine schwere Kugel aus Holz oder Gummi, die Bossel, wird auf einem festgelegten Straßenabschnitt so weit geworfen, bis sie ausgerollt ist, dann ist der/die nächste Spieler/in dran. Die Mannschaft, die mit den wenigsten Würfen, die Strecke überwunden hat, hat gewonnen.

Das Bosseln wurde erst nach dem Ausbau der Straßen erfunden, weshalb man es auch Straßenbosseln nennt. Dabei wurde oft so viel Alkohol getrunken, dass die Behörden das beliebte Spiel zeitweise verboten. Heute verbinden viele Vereine gerne ihre Vereinsfeste mit Bosselwettbewerben. Da die Kugel manchmal mehr im Graben landet als ordentlich auf der Straße zu kullern, bieten die Geschäfte in Ostfriesland die Klootsoeker oder Kraber an, das sind an langen Stangen befestigte Netze, mit deren Hilfe man die Bosseln wieder aus dem Graben fischen kann.

Klootschießen und Bosseln

Begleitet werden die Spiele von den Käklern und Mäklern, die die Würfe lautstark kommentieren, natürlich auf Platt. Der Ruf „Lüch up un fleu herut“ bedeutet „Heb auf und flieg weit hinaus“ und soll die Bosseler und Klootschießer anspornen. Macht das Wort „Pudel“ die Runde, ist ein Wurf missglückt.

Von den Bossel- und Klootschießerverbänden werden nationale und internationale Meisterschaften ausgetragen. Bei der letzten der zweijährig ausgerichteten deutschen Meisterschaft in Wilster in Schleswig-Holstein gingen die meisten Pokale wie in den vergangenen Jahren an die Ostfriesen, die offenbar die meiste Erfahrung mit der Holz- oder der Gummikugel haben. Europameisterschaften werden alle 4 Jahre veranstaltet, die nächste 2008 in Cork, Irland.

Schleuderballweitwurf

Als dritte Disziplin bei den deutschen Meisterschaften steht der Schleuderballweitwurf auf dem Programm. Mit dem sogenannten Friesenwurf wird ein kleiner Ball, an dem eine Schlaufe befestigt ist, möglichst weit weggeschleudert. Die Wurftechnik ist dem Klootschießen ähnlich, aber einfacher.

Kaatsen

Der Ballsport wird in 2 3er Mannschaften in der niederländischen Provinz Friesland gespielt. Mit der Hand wird dabei ein Vollgummiball über eine Endlinie geschlagen. Ein jährliches Turnier findet in Franeker statt.

Bessenschmieten

Ende März fliegen in Friesland die Besen. Hand- oder Strauchbesen werden möglichst weit geworfen, als Spaß für Vereine oder Touristen.

Pultstockspringen

Der Pultstock hat viele Namen. Je nach Region heißt er auch Pullstock, Paddstock, Fierl oder Polsstok. Er ist eine 3 bis 5 Meter lange Stange mit einer Scheibe am unteren Ende, die das Einsinken in den Schlamm verhindern soll. Mit diesem Pultstock gilt es nämlich, möglichst breite Gräben zu überwinden.

Ursprünglich nutzten die friesischen Bauern den Pultstock, um die zahlreichen Wassergräben zu überwinden. Heute ist das Pultstockspringen für die deutschen Friesen lediglich ein großer Spaß und eine Touristenattraktion. In den Niederlanden gibt es dagegen Wettbewerbe und sogar eine jährliche Nationale Fierljep Manifestation, die niederländische Meisterschaft im Pultstockspringen. Der Rekord liegt bei 17 Metern.

Kreierrennen

Bekannter ist das Kreierrennen unter dem Namen Schlickschlittenrennen. Mit einem Knie auf einem speziellen Holzschlitten und dem anderen Bein im Schlick wird der Kreier in Schwung gebracht. Mehrere Mannschaften mit 4 Läufer/inne/n treten gegeneinander an, wer am schnellsten eine bestimmte Staffel-Strecke im Watt überwunden hat.

Mit dem Kreier fuhren die Fischer des Wattenmeeres früher zu ihren Reusen. Heute dient der Schlitten in erster Linie dem Spaß. Den Schlickschlittenfahrerinnen und –fahrern, die schlammbespritzt um den ersten Platz ringen, geht es weniger um sportliche Herausforderung als um den Spaß, den Mitwirkende und Zuschauer/innen an dem im Sommer stattfindenden Spektakel haben. Bekannt sind die Schlickschlittenrennen an der Bohrplattform Dyksterhusen bei Jengum und besonders in Diekskiel bei Pilsum. Hier starten die Gruppen mit phantasievollen Verkleidungen, weshalb das Pilsumer Schlickschlittenrennen auch „Karneval im Watt“ genannt wird.

Skûtsjesilen

Im Sommer treten im niederländischen Friesland traditionelle Frachtschiffe zum Wettsegeln an. Die schönen alten Plattbodenschiffe haben einen flachen Rumpf und wurden speziell für das Befahren des Wattenmeeres gebaut, damit sie bei Ebbe trockenfallen konnten.

Die Idee zum Wettsegeln hatten Kneipenwirte in den Hafenorten, um ihre Umsätze aufzubessern. Sie machten mit den Schiffern Verträge, die diese gegen Entgeld zu den Wettbewerben verpflichtete. Seit etwa 50 Jahren lebt das Wettsegeln wieder auf.

Schöfeln

In den Niederlanden nennt man das Schlittschuhfahren auf den zugefrorenen Kanälen und Gräben schöfeln. Wenn reichlich Frostwetter es zulässt, kann man sogar zur sogenannten Elfstedenstocht, der 11-Städte-Tour, aufbrechen.

Ringreiten

Ringreiterfeste ziehen von Mitte April bis Mitte September in vielen Orten Schleswig-Holsteins und Dänemarks Touristenscharen an. Das Spektakel soll aus der Ritterzeit übrig geblieben sein. Verkleidete Reiter versuchen mit einer Lanze einen aufgehängten Ring aufzuspießen.

Veranstaltungen

Beim Ossiloop im Mai laufen ca. 1.200 Läuferinnen und Läufer von Leer bis Bensersiel.

Der Germanische Fünfkampf fordert jeden 4. Samstag im Jahr Männer und Frauen heraus, sich im Weitsprung, Diek´n, wobei eine Karre auf den Elbdeich gezogen werden muss, Keulen-Zielwurf, Steinstoßen und dem Angelsachsenpfad zu messen.

Seit 30 Jahren kann man in Wittmund das Ostfriesenabitur erwerben, wenn man im unter anderem beim Bosseln, Kuhmelken, Krabbenpulen und Pultstockspringen erfolgreich ist.

Das Kohlland Dithmarschen in Schleswig-Holstein bietet während der Kohltage im Herbst das Sauerkrautdiplom an.

Klootschießerlied

Von Hannes Flesner

Lüch up un fleu herut
Moder, do mi den Pockholter her
un ok mien Flüchterkloot,
wi fragen nich na Wind und Wäär,
dat sit uns so in´t Blood.
Lüch up un fleu herut !
Hier up an un denn liekut !
Lüch up an un denn liekut !

Singt up´t Gröönland de kalte Frost,
denn hett´ erst richtig Art!
De Käklers un Mäklers, de hemm so´n Dörst
un brengen uns in Fohrt !
Mennigeen deit´n düchtigen Schööt
un word d´ rein bi düll –
Hauptsaak, he kummt noch aver d´Gööt
un hett´n gooden Trüll !

Moder, do mi den Pockholter her
un ok mien Flüchterkloot,
wi fragen nich na Wind und Wäär,
dat sit uns so in´t Blood.
Lüch up un fleu herut !
Hier up an un denn liekut !
Lüch up an un denn liekut !

´n richtigen Frees hett´n Kloot vör´d Döör,
un wenn ut Isder is,
man bäter is Holt mit wat Lot d´rdör,
knap´n Pund,dat is wiß.
Ok bi´t Boßeln in´d Sömmertied,
wenn d´Rogg un Hocken steiht,
weet wi, dat uns Freesenspill
sienoit nich unnergeiht !

Moder, do mi den Pockholter her
un ok mien Flüchterkloot,
wi fragen nich na Wind und Wäär,
dat sit uns so in´t Blood.
Lüch up un fleu herut !
Hier up an un denn liekut !
Lüch up an un denn liekut !