Grüne Strände an der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste
Die Nordseeküste von Schleswig-Holstein hat seinen besonderen Charme. Sturmfluten und Landgewinnung haben die 202 Kilometer lange Küstenlinie geprägt. Der allgegenwärtige meist grünbewachsene Deich schützt sie vor der Zerstörungskraft der stürmischen Nordsee. Herbstlich-windige Deichspaziergänge sind genau das Richtige für Nordseeenthusiasten. Und auch hinter dem Deich gibt es viel zu endecken. Im Sommer gebärdet sich die Nordsee meist zahm. Mit Blick auf das unendlich erscheinende Wattenmeer ist es dann in einem Strandkorb am Deich besonders gemütlich.
Sandstrände gibt es nicht so viele, dafür bricht der einzige natürliche Sandstrand der Schleswig-Holsteinischen Nordseeküste alle Rekorde: Zwölf Kilometer lang und zwei Kilometer breit schmiegt er sich an die Westküste der Halbinsel Eiderstedt bei St.-Peter-Ording. Einige flutsichere, auf fünf Meter hohen Stelzen stehende Pfahlhäuser bieten Speisen und Getränke an. Solch einen Strand teilen sich jährlich 170 000 Feriengäste und 700 000 Tagesbesucher. Neben bis zu 2000 Autos, die auf festgelegten Arealen direkt am Strand parken dürfen, und Strandseglern ist das Strandleben bei schönem Wetter sehr lebendig.
Sicher planschen
Die neu angelegte Lagune und der Sandstrand bei Büsum sind künstlich aufgeschwemmt, wie die anderen kleinen Sandstrände an weiteren Orten auch. Die Kinder freuen sich, Hauptsache es gibt ein Plätzchen zum Buddeln. Familien mit kleinen Kindern wissen zu schätzen, dass das Wasser bei Flut gemächlich ans Ufer plätschert. So können die Kleinen ohne Gefahr bei auflaufender See im Wasser plantschen. Wenn es im Strandkorb mal ungemütlich oder langweilig wird, gibt es im Watt und im Land hinter dem Deich eine Menge zu erkunden.
Einzigartiges Wattenmeer
Wohin das Auge bei Ebbe schaut, überall erstreckt sich das Watt mit seiner verborgenen Welt der Klein- und Kleinstlebewesen. Eine Wattwanderung mit Führer lohnt sich. Einmal, weil man sich nicht um auflaufendes Wasser sorgen muss, das möglicherweise den Rückweg verhindert. Die Wattführer kennen sich aus. Und zum anderen erklären die geschulten Kenner der Wattlebensgemeinschaft viele interessante Fakten über diesen einzigartigen Lebensraum. Beim nächsten Mal betritt man den „Matsch“ mit ganz anderer Wahrnehmung. Das typische Wattknistern kommt von Millionen Schlickkrebschen und die Trichter und die Häufchen auf dem Wattboden zeigen die Wohnung der Wattwürmer an. Watvögel haben spitze lange Schnäbel, um nach Nahrung zu stochern. Alles rund ums Wattenmeer zeigt die Erlebnisausstellung des Multimar Wattforums in Tönning. Im dazugehörigen Walhaus erfahren Besucher, dass es sogar Wale vor der Küste von Schleswig-Holstein gibt, die Schweinswale.
Was robbt denn da?
Die spektakulärsten Bewohner der Schleswig-Holsteinischen Küste sind die fast 8000 Seehunde und 120 Kegelrobben. Auf den Sandbänken ruhen sich die Meeressäuger aus, deshalb kann man bei einer Wanderung am Strand oder im Watt schon mal Seehunde entdecken. Vorsicht ist allerdings geboten. Man sollte mindestens 500 Meter Abstand halten, um die Tiere nicht aufzuscheuchen, insbesondere zur Aufzuchtzeit der Seehundbabys im Sommer und der Kegelrobbenjungen im Winter. Werden Heuler gefunden, dürfen sie auf keinen Fall angefasst werden. Die Seehundstation in Friedrichskoog kümmert sich um verlassene Jungtiere. Hier kann man sie dann in Ruhe beobachten.
Naturschutz erleben
Seit 1985 ist das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer als Nationalpark ausgewiesen. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Nationalparks ist der Erhalt und die Ausweitung natürlicher Salzwiesen, die als Brutvogelgebiet ökologisch sehr wertvoll sind. In den vielen Nationalparkhäusern und im Infozentrum der Schutzstation Wattenmeer in Friedrichskoog kann man sich über die Natur des Wattenmeeres und die Schutzbemühungen informieren und an Exkursionen oder Wattwanderungen teilnehmen. Auch der Naturschutzverein Jordsand bietet fachkundige Wanderungen an.
Eine Halligrundfahrt oder ein Ausflug auf die Hochseeinsel Helgoland ist ein besonderes Erlebnis. Geschützt im Watt liegen die Inseln Pellworm, Nordstrand und Föhr. Wer doch mal Nordseewellen und eine weite Dünenlandschaft genießen möchte, besucht die nordfriesischen Inseln Sylt und Amrum mit ihren langen Sandstränden.
Friesische Landgewinnung
Direkt hinter dem Deich beginnt das fruchtbare Marschland, das nach Osten hin in die etwas höhergelegene Geest übergeht. Auf Fahrradtouren trifft man immer wieder auf Deiche, die zum Teil mitten auf der Wiese stehen. Hier verlief früher mal die Küstenlinie. So waren zum Beispiel Marne und Meldorf einst Küstenorte. Von hier aus bis zum Deich ist alles „selbstgemacht“. „Gott schuf das Meer, der Friese die Küste.“ Mit diesem stolzen Spruch brüsten sich die Einheimischen an der gesamten friesischen Nordseeküste gerne seit Beginn des Deichbaus vor 1000 Jahren.
Im Marschland heißt fast die ganze Landschaft von Nord bis Süd „Koog“. So bezeichnet man in Schleswig-Holstein Land, das dem Meer mühsam abgerungen wurde. 15 bis 40 Jahre dauert es, um aus mehreren Hektar Wattenmeer mit Hilfe von Lahnungen ein neues, überaus fruchtbares Landstück zu gewinnen. Die Mühe hat sich gelohnt. Vor allem die Dithmarscher Bauern waren sehr wohlhabend und einflussreich, deutlich zu spüren an den vielen schönen Kirchen in den Ortschaften und den großen Bauernhöfen. Besonders große, von den Niederländern eingeführte Bauernhäuser kann man auf der Halbinsel Eiderstedt besichtigen: die Haubarge. Einige Köge locken mit ihren offenen Wasserflächen hinter dem Deich zahlreiche Vogelarten an. Tide unabhängig kann man im Meldorfer Speicherkoog sogar Baden, Surfen und Kiten. Manche Köge wie der Beltringharderkoog stehen heute unter Naturschutz. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß kann man auch diese Köge und ihre reiche Vogelwelt erkunden.
Kultur, schöne Städtchen und der NOK
Eine solche Landschaft bietet Ruhe und Beschaulichkeit, Fahrradtouren und Ausflüge, Naturerleben und Inspiration. Einige bekannte Künstler sind in Schleswig-Holstein aufgewachsen: zum Beispiel der Maler Emil Nolde an der dänischen Grenze, der Schriftsteller Theodor Storm in Husum und der Dramatiker Friedrich Hebbel in Wesselburen. Das Noldemuseum in Seebüll, das Theodor-Storm-Haus in Husum und das Hebbel-Museum in Wesselburen informieren über das Werk dieser berühmten Schleswig-Holsteiner.
Das „Holländerstädtchen“ Friedrichstadt mit seinen Grachten und Brücken ist 1621 von ausgewanderten Niederländern gegründet worden. Eine Grachtenfahrt erschließt das Städtchen mit den malerischen Treppengiebelhäusern vom Wasser aus.
In der Nähe von Burg liegt Deutschlands tiefste Stelle. 3,54 Meter unter Normal Null sind hier bei Neuendorf gemessen worden, abzulesen an einem hohen Pfahl.
Kulturelle Spuren aus der Frühgeschichte der Menschen sind in Albersdorf zu finden. Gleich zwei Großsteingräber haben die Germanen vor 4.500 Jahren hier hinterlassen. Im Archäologisch Ökologischen Zentrum Albersdorf kann man eine ganze Steinzeitlandschaft mit Siedlungen, Gräbern und typischer Vegetation nacherleben.
Der Nord-Ostsee-Kanal mit der Schleuse Brunsbüttel durchquert Schleswig-Holstein und sorgt immer wieder für Überraschungen, wenn man bei einer Fahrradtour mitten in der Landschaft vor einem Riesenschiff steht.
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Veranstaltungen
Ganzjährig werden interessante Veranstaltungen angeboten. Viele drehen sich um das alltägliche Leben an der Küste: Die aktuellen Zeiten finden Sie unter unserer Rubrik Termine.
Das Biike-Brennen am 21. Februar jeden Jahres entstammt vermutlich einem uralten Fruchtbarkeitsritus. Im 17. und 18. Jhdt. wurden die Holz- und Reisighaufen zur Verabschiedung der Walfänger angezündet. Mehrere Monaten verbrachten sie auf See und viele kamen bei der gefährlichen Jagd ums Leben. Heute wird mit den Biike-Feuern der Abschied vom Winter gefeiert mit anschließendem Grünkohlessen.
Im März zieht das Krokusblütenfest im Husumer Schlossgarten Tausende von Besuchern an.
Ein spannendes Naturereignis ist die Rückkehr der Ringelgänse im April/Mai. An ihren Rastplätzen entlang der ganzen Küste kann man während der Ringelganstage riesige Schwärme unter fachkundiger Begleitung beobachten.
Von Mai bis Juli dreht sich bei den Nordfriesischen Lammtagen alles ums Schaf.
Im Juni und Juli richten viele Dörfer Ringreiterturniere aus, eine Tradition, die bis ins 19. Jhdt. reicht.
Alle zwei Jahre im Juli findet auf dem größten Marktplatz Deutschlands in Heide ein Mittelalterfest statt. Der beliebte Heider Marktfrieden ist ein Publikumsmagnet.
Ebenfalls im Juli schmücken sich die Kutter in Friedrichskoog zur Kutterregatta, die mit Rundfahrten und einem Volksfest lockt.
Während des Schleswig Holstein Musik Festivals im Juli/August werden Schlösser, Kirchen, Herrenhäuser, Scheunen und Kuhställe zu Konzertsälen. Besondere Veranstaltungsorte sind unter anderem der Trinkpavillion auf Sylt, das Tivoli in Heide, die Marienkirche in Husum, das Elbeforum in Brunsbüttel und der Meldorfer Dom. Karten sollten frühzeitig bestellt werden.
Als letztes Highlight der Sommersaison bieten die Husumer Hafentage im August vier Tage Programm. Ein besonderer Spass ist das Tauziehen über das Hafenbecken.
Der Herbst wartet mit einigen Höhepunkten im September auf: das Meldorfer Weberfest mit Jahr- und Flohmarkt, das Pole-Poppenspäler-Festival im Husumer Schloß mit internationalem Figuren-Theater, die Dithmarscher Kohltage, das Drachenfest in St.-Peter-Ording und der Beginn des Schleswig-Holstein Gourmet-Festivals.
In der Weihnachtszeit kann man zahlreiche Weihnachtsmärkte besuchen. Besonders ist der im Guinessbuch der Rekorde verzeichnete längste Weihnachtskalender der Welt in Tönning.
Autorin: Martina Poggel
Weihnachten in den Nordseeländern
Foto: Rita Köhler/pixelio.de Weihnachten feiern die Christen in aller Welt die Geburt Jesu Christi, der einen Lichtimpuls auf die Erde brachte. Von Anfang an lag dieses Fest nicht im Winter, erst Papst Julius I legte den Geburtstag auf den 25. Dezember fest. In diese Zeit fällt die Wintersonnenwende. Die heidnischen Völker feierten die Wiederkehr des […]
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