Geschichte der Nordsee
Frühgeschichte
Der Nordseeraum sah vor Jahrtausenden deutlich anders aus als heute. Vor 18.000 Jahren war der gesamte Süden der Nordsee bis nördlich der Doggerbank eine Landmasse, Skandinavien lag unter einer dicken Eisschicht. In der Steinzeit lebten die Menschen als Jäger und Sammler in den Kiefernwäldern und Mooren des Marschlandes im südlichen und westlichen Nordseeraum. Zeugnisse ihres Lebens in Form von steinzeitlichen Geräten finden sich hin und wieder in den Grundschleppnetzen, denn heute ist dieses alte Siedlungsgebiet von den Wassermassen der Nordsee und ihren Sedimenten bedeckt.
Mit dem Rückzug der Gletscher vor 10.000 Jahren ging ein Anstieg des Meeresspiegels einher. Das Nordseegebiet sah weitgreifenden Veränderungen entgegen. Im Laufe von Jahrtausenden bewegte sich die Küstenlinie Richtung Süden bis sie die heutige Ausdehnung erreichte. Die Menschen mussten folgen. Dauerhafte Besiedlung war im südlichen Nordseegebiet nur auf den Geestkerninseln Nordfrieslands und Jütlands möglich, die damals wie heute sturmflutsicher waren. Auf Sylt, Amrum und Föhr zeugen Grabkammern aus der Jungsteinzeit davon.
Entlang der britischen und schottischen Küste konnten die Menschen ebenfalls schon in der Neusteinzeit sesshaft werden. Eine Fülle von megalithischen Kult- und Begräbnisplätzen sind hier erhalten. Besonders auf den Shetland- und Orkneyinseln haben die Menschen des Neolithikums Steinkreise und Megalithbauten von Weltruhm hinterlassen.
Erst vor 14.000 Jahren hatten sich die eiszeitlichen Gletscher aus Südskandinavien zurückgezogen. Nomadische Völker wanderten ein. Erste Besiedlungen an den Fjordrändern sind seit 10.000 Jahren als Nostvet-Kultur bekannt. Eindrucksvolle kulturelle Zeugnisse sind Felszeichnungen von naturalistisch eingeritzten Tieren wie Elchen, Bären, Walen, Robben, Fischen und Vögeln.
Während der Jungsteinzeit und der Bronzezeit wurden die Menschen überall im Nordseeraum sesshaft. Sie betrieben Ackerbau und Viehzucht, an der Küste bauten sie Boote und fischten. Mit der Erfindung von Geräten aus Eisen begann die Eisenzeit. Eroberungen, die Expansion des Römischen Weltreiches nach Britannien, sein Zerfall und die germanischen Völkerwanderungen prägten diese Periode. Kelten, Römer, nordische und germanische Völker hinterließen ihre Spuren im Gebiet der Nordsee.
Mittelalter
Im Frühmittelalter entwickelten sich erste politische Grenzen. Die vielen Völker des Nordseeraums schafften ein Mosaik aus König- und Fürstentümern. Dass sie nicht stabil waren und blieben, zeigten unentwegte Kriege und Eroberungsfeldzüge. Könige und Fürsten stritten um ihre Vorherrschaft in Europa. Ab Ende des 8.Jhdts. zogen die norwegischen Wikinger plündernd und erobernd, aber auch friedlich Handel treibend durch den Nordseeraum und darüber hinaus. Zusammen mit den Friesen beherrschten sie den Handel im Nord- und Ostseeraum.
Im 6.Jhdt. zogen christliche Missionare durch Britannien. Der papsttreue Frankenkönig Karl der Große setzte die Christianisierung unter den germanischen Völkern fort. Seit dem Ende des 11.Jhdts setzte sich die Kirche mit ihrem Papsttum als geistliche und weltliche Autorität durch.
Im Hochmittelalter entstanden schließlich verhältnismäßig stabile Königreiche in allen Ländern der Nordseeküste. Das heilige Römische Reich Deutscher Nation unter Kaiser Otto vereinigte die vielen Fürsten- und Königtümer östlich des Rheins inklusive des heutigen Belgiens und der Niederlande. Die Zeit der Burgen und Ritter war angebrochen.
Städte wurden gegründet und erlangten größere Handelsmacht. Kaufleute trieben regen Handel mit dem Norden und benutzten als Handelswege die Nord- und Ostsee und die großen Flüsse. Häufige Überfälle und Plünderungen veranlassten norddeutsche und rheinländische Handelsstädte 1241 einen Bund zu schließen: die Hanse.
Im 14.Jhdt. litten die Menschen sehr: Die Pest, der „schwarze Tod“, forderte in Europa 20 Millionen Menschenleben, der Hundertjährige Krieg tobte zwischen England und Frankreich und die Inquisition sorgte für Angst und Schrecken.
Neuzeit
Auch von den Ereignissen der Neuzeit war der gesamte Nordseeraum betroffen: die Reformation, der Dreißigjährige Krieg, die Französische Revolution. In Europa entstanden im 17./18.Jhdt. zentralistisch geführte Nationen, die sich zum Teil blutig bekämpften. Die Seefahrerländer England, Frankreich und Holland segelten nach Indien und Indonesien, um zu expandieren: die Kolonialzeit begann.
Das 20.Jhdt. hat Europa von einer Katastrophe in die nächste gestürzt. Hat der Erste Weltkrieg von 1914 – 1918 schon 8 Millionen Menschen das Leben gekostet, starben im Zweiten Weltkrieg noch mal 60 Millionen, darunter 6 Millionen Juden, die von den Nazis systematisch ermordet wurden. In den Anrainerländern der Nordsee herrscht seitdem Frieden, auch der seit 1916 schwelende Nordirlandkonflikt wurde am 28.7.2005 beigelegt, als die Untergrundarmee Irish Republican Army IRA sich bereit erklärte, ihr gesamtes Waffenarsenal zu zerstören.
Autorin: Martina Poggel
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