Land der Fjorde

Land der Fjorde

Foto: Sorro/pixelio.de

Insel oder schon Festland, offenes Meer oder noch Fjord? Fjordnorwegen ist zerrissen wie ein altes Gewand. Das Gebirge, im Erdaltertum aufgefalten, haben die Gletscher der Eiszeiten zerfurcht und glattgeschliffen. Das Meer stieg und drang tief ins Land hinein. Entstanden ist eine Welt aus Fels und Wasser: die Fjorde und eine Küste, die aus Halbinseln und Buchten besteht. An manchen Stellen betritt man das Festland erst kilometerweit im Landesinneren. Unzählige Inseln, Inselchen und Felsen lassen die Grenze zwischen Meer und Land verschwimmen.

Nicht weit von der Küste erhebt sich das Fjell direkt über den Fjorden. Steile Felswände, von denen Wasserfälle herabbrausen, Gletscherzungen, die bis in einen Fjord hineingleiten, schaffen bizarre Gegensätze zu blühenden Obstbäumen und den gemütlichen Dörfchen entlang der weit verzweigten Meeresarme.

Heute rühmt sich Fjordnorwegen eine der schönsten Reiseregionen der Welt zu sein. Drei Gebiete, sogenannte fylker, berühren die Nordsee in Fjordnorwegen. Rogaland im Süden umfasst das Boknafjordgebiet, Hordaland den Hardangerfjord und die Inselwelt um Bergen, Sogn og Fjordane die Fjordwelt vom Sogne- bis zum Nordfjord. Das nördlich angrenzende Møre og Romsdal mit dem berühmten Geirangerfjord liegt schon am Nordatlantik. Von Stavanger im Süden über Stadlandet, den nördlichsten Punkt der Nordsee, bis Molde im Norden reiht sich eine Attraktion an die nächste.

Ausflugsziele an der Nordseeküste von Fjordnorwegen

Wer sich für die Gründung des Königreichs Norwegen und seine Christianisierung interessiert, findet entlang der Küste einige Orte und Denkmale. Drei riesige Schwerter markieren südwestlich von Stavanger am Hafrsfjord den Ort der großen Schlacht am Hafrsfjord, als Harald Hårfagre, auch Schönhaar genannt, die Kleinfürsten besiegte und unter einem Königreich vereinte. Auch das Norwegische Reichsmonument auf dem Haraldshaugen, dem Haraldshügel, bei Haugesund erinnert an den ersten König des vereinigten Norwegen. 29 Obelisken sollen die ehemals 29 Stämme verkörpern.

Nahebei ist der Hügel Krosshaugen mit einem 1000 Jahre alten Steinkreuz besetzt. Hier soll ein alter Thingplatz, ein Versammlungs- und Gerichtsort, aus der Wikingerzeit gewesen sein. Ein weiterer Thingplatz war auf der zu Gulen gehörenden Insel Flolid, das Gulathing. 2005 ist an dieser Stelle ein bemerkenswerter Skulpturenpark eingeweiht worden. Alte Handelsplätze finden sich in Glæsvær bei Bergen, Kræmmerholmen auf der Insel Fedje und Korssund auf der Insel Lutelandet bei Fjaler.

Ein vier Meter hohes Steinkreuz in der Region Fjalar erinnert an die endgültige Christianisierung des Landes durch Olaf Haraldsson, der später „der Heilige“ genannt wurde. Seinem Vorgänger Olav Tryggvason ist das Olafskreuz am Dragseidet Pass von Stadlandet gewidmet. In der Nähe steht auf dem Kongshaugen ein Bautastein. Hier soll Olaf gestanden haben. Die hohen schlanken Bautasteine sind eine Besonderheit Norwegens. Sie sind als hohe schlanke Monolithe den „Hinkelsteinen“ ähnlich. Der berühmteste Bautastein ist die „Jungfrau Marias Nähnadel“ auf Karmøy. Die „fünf schlechten Jungfrauen“, ebenfalls auf Karmøy, waren vermutlich ein Kalendersystem. Die genaue Bedeutung der Steine ist nicht bekannt.

Veranstaltungen

Die meisten Veranstaltungen an der Nordseeküste von Fjordnorwegen drehen sich um die Geschichte oder das Leben an der Küste. Aber auch viele international bedeutsame Musikevents finden das ganze Jahr über ein interessiertes Auditorium.

Das Fartein Valen Festival im April läutet in Haugesund und Sveio die Musiksaison ein. Im Mai lockt das Bergenfest mit Musik- und Kunstveranstaltungen viele Besucher an.

Im traditionsbewußten Norwegen wird der Nationalfeiertag am 17.Mai überall mit Umzügen begangen.

Die Hauptzeit der Historienspiele ist der Juni. Die Mostraspiele in Mosterhamn Anfang Juni spielen das Geschehen um die Christianisierung des Landes nach. Die Gründung Norwegens und die berühmte Schlacht am Hafrsfjord bei Stavanger haben die Hafrsfjordspiele zum Thema. Die Kinnaspiele auf der Insel Kinn beleuchten die Legende um die Nationalheilige Sunniva.

Wer sich für Wikinger interessiert, kann das Bjorgvinfest in Bergen oder das Wikingerfestival auf der Insel Karmøy im Juni besuchen.

Mittsommer feiern die Norweger mit Musik, Tanz und Essen am 23. Juni.

Ab Mitte Juni dreht sich an der Küste vieles um Boote und Fische. Am dritten Juniwochenende wird die weltgrößte Heringstafel 350 Meter lang im Zentrum von Florø aufgebaut. 8.000 Menschen verzehren dann 1.3 Tonnen Hering und 1.3 Tonnen Kartoffeln. Auch beim Gourmetfestival von Stavanger Ende Juni dreht sich, wie der Name schon verspricht, alles um Spezialitäten. Mehrtägige Küstenkultur mit alten und neuen Booten und begleitenden Veranstaltungen bietet das Skudefestival Ende Juni. Eine kleinere Küstenschau gibt weiter nördlich in Burlandet beim Nordseeport–Wochenende.

Experimentelle Musik bietet das „safe-as-milk“ Festival im Juli in der Region Haugesund. Anfang August kommen Jazzfreunde beim Sildajazz in Haugesund mit international bekannten Gruppen auf ihre Kosten. Auch das Lost Weekend auf der Insel Askøy bietet Musikgenuss auf internationaler Ebene.

Die norwegischen Filmfestspiele im August ziehen Filmschaffende und Filminteressierte nach Haugesund, um die Verleihung des skandinavischen Filmpreises Amanda mitzuerleben.

Der Herbst lockt noch mit einigen ungewöhnlichen Musikveranstaltungen: das Orgelfestival in Stavanger, das internationale Gitarrenfestival in Bergen, die Autumnale mit zeitgenössischer Musik in Bergen.

Als wollte sie sich über sich selbst amüsieren, feiert die regenreichste Stadt Europas Bergen im Oktober ein Regenfestival.

Autorin: Martina Poggel

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