Nordseeküstenradweg

Foto: Fahrrad am Meer. Andreas Hermsdorf/pixelio.de.

Immer an der Nordseeküste entlang führt über 6 000 Kilometer der längste ausgeschilderte Radweg der Welt durch sieben Länder: der Nordseeküsten – Radweg. Küstenformen von Klippen bis endlosem Watt liegen an der Strecke. Der nördliche Teil mit Bergtouren und auch mal ruppigem Wetter stellt höhere Ansprüche an die Kondition der Radfahrer. Der flache Süden lädt zum gemütlichen Radeln ein und ist für Familien bestens geeignet.

Immer wieder lockern spannende Schiffspassagen die Tour auf. Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Reiz und ihre Besonderheiten, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist oder auf Fähren angewiesen ist, deshalb sind an manchen Stellen Winterrouten empfohlen.

Beginnen Sie die Tour am nördlichsten Punkt: den schottischen Shetland Inseln. Klippen sind zu erklimmen und Meeresbuchten zu umrunden. Die erste Fährüberfahrt dauert 8 Stunden zu den Orkney Inseln. An der ruhigen Strecke warten steinzeitliche Relikte und Monolithe auf Ihren Besuch. Kurz übergesetzt geht die Fahrt an der schottischen Küste Richtung Süden. Zunächst beeindruckt die Felsenküste von Caithness, dann führt die Tour durch sumpfige Moorgebiete von Sutherland, streift die Highlands mit bewaldeten Bergschluchten und Wasserfällen und gelangt dann an den Moray Firth, in dem man mit etwas Glück Delfine beobachten kann. Eher gemütlich und ländlich geht es im südlichen Schottland durch Dörfer und an Burgen vorbei. Kulturelle Highlights bietet Edinburgh, die Hauptstadt von Schottland.

In England geht die Route zunächst hügelig weiter und erreicht dann den spektakulären North York Moors National Park mit seinen steilen Hängen. Die alte Römer- und Wikingerstadt York bietet historische Höhepunkte. Nach dem Seehafen von Hull überqueren Sie den Fluss Humber über eine Hängebrücke. Weiter südlich durchzieht der Radweg die Hügellandschaft von Yorkshire und Lincolnshire, flache Marschgebiete und die Hügel Südenglands. Burgenfreunde kommen auf ihre Kosten, denn mindestens 11 Burgen streift der Nordseeküstenweg in England. Er endet in Harwich, wo die Räder auf die Fähre müssen.

Von Hoek van Holland aus radeln Sie zunächst an der Westküste lang durch weite Sanddünen. Das Radwegenetz in den fahrradfreundlichen Niederlanden ist beachtlich und aufgrund fehlender Steigungen leicht zu fahren. Der Strand ist überall in der Nähe, einige interessante Städte lohnen einen Abstecher wie der größte Seehafen Europas Rotterdam, die Töpferstadt Delft oder Haarlem, die kleine Schwester von Amsterdam. Die Nordküste verläuft am Wattenmeer entlang. Im Sommer können Sie von Den Helder aus über ein kleines Inselhopping dem Radweg folgen. Wer in der Nebensaison unterwegs ist oder lieber auf dem Festland bleiben möchte, nimmt den Weg über die Polder- und Deichwege der nördlichen Niederlande. Eine besondere Attraktion ist die Strecke über den Abschlussdeich des Ijsselmeeres. Links und rechts schweift Ihr Blick 30 Kilometer lang über das Meer.

Das Wattenmeer, das von den Niederlanden bis Dänemark reicht, ist in Deutschland Ihr ständiger Begleiter, ebenso der allgegenwärtige Deich, der das Land vor dem Ansturm der Nordsee schützt. Teils auf Feldwegen, teils auf oder am Deich ist der Nordseeküsten-Radweg in Deutschland bequem mit Kind und Kegel zu bewältigen. Abwechslungsreich ist er durch eine Vielzahl gemütlicher Dörfer mit zum Teil beeindruckenden Kirchen, Schlössern und Museen. Man wandelt in Ostfriesland auf den Spuren Störtebeckers, des berühmten Piraten, oder friesischer Häuptlinge. Von den malerischen Sielhäfen aus können Sie die vorgelagerten ostfriesischen Inseln mit ihren ausgedehnten Sandstränden besuchen. In Schleswig-Holstein radeln Sie auf den mühsam der Nordsee abgerungenen Koogen, in Eiderstedt kommen Sie an Riesenbauernhöfen, den Haubargen, vorbei und im äußersten Norden lohnen die nordfriesischen Inseln und Halligen einen Abstecher.

Die tiefliegende Marsch begleitet Sie auch noch in Süddänemark. Nördlich von Esbjerg beginnt die weitläufige Heide- und Dünenlandschaft, für die Dänemark so bekannt ist. Bauernhöfe und Fischerdörfer säumen den Weg. Weiter im Norden führt die Strecke über festen Sand direkt am Strand entlang, hier ist die Nordsee unmittelbar mit allen Sinnen spürbar. Wir streifen Dänemarks nördlichsten Punkt Grenen. Hier trifft das zur Nordsee gehörende Skagerrak auf das Kattegat der Ostsee. Die Route führt nun durch ein Naturschutzgebiet mit Marsch und Heide und entlang der Ostseeküste bis zum Fährhafen Grenaa.

Ab Varberg mit seiner Festung aus dem 10. Jhdt. geht der schwedische Teil des Nordseeküsten-Radwegs Richtung Norden weiter. Zunächst hügelig folgt die Strecke der Küstenlinie bis nach Göteborg. Etwas nördlich der zweitgrößten Stadt Schwedens beginnt wieder Nordseegebiet. Sie radeln durch Seenlandschaften und an der beeindruckenden Felsenküste des Bohuslän mit Fischerdörfern und Urlaubsorten bis zum Idefjord, der natürlichen Grenze zu Norwegen.

Am Oslofjord entlang führt die Radroute durch ebenes Gebiet, das sehr interessante historische Funde birgt. Alternativ können Sie Oslo, die Hauptstadt Norwegens, besuchen oder mit der Fähre auf die andere Seite des Fjords übersetzen. Die Landschaft wird hügelig und waldreich. Zwischen der Halbinsel Lista und Egersund werden Sie richtig gefordert, aber enge Fjorde und wilde Bergszenerien werden Sie begeistern. Teilweise auf ehemaligen Bahntrassen geht es weiter nach Norden. Kurz vor Bergen erhaschen Sie einen Blick auf Norwegens südlichsten Gletscher. In Bergen können Sie eine Fähre zu den Shetland Inseln besteigen und zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Der Nordseeküsten-Radweg ist ein besonderes Erlebnis, das Sie im Ganzen oder in Teilabschnitten genießen können. Genauere Informationen: Nordseeküsten-Radweg.