Wirtschaft
Der überdurchschnittliche Industrialisierungsgrad und die hohe Bevölkerungsdichte machen die Nordseeregion zu einem der wichtigsten Wirtschaftsräume in Europa. Circa 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aller EU-Länder wird hier erwirtschaftet. Diese gewaltige Wirtschaftskraft ist weltweit ein Motor für Wachstum und Wohlstand. Die Sparten Energieindustrie, Schifffahrt, Fischerei, Landwirtschaft und Tourismus nehmen dabei eine Schlüsselfunktion ein.
Energie
Wichtigster Wirtschaftsbereich im Nordseeraum ist seit der Entdeckung der Ölfelder in der Nordsee 1969 die Förderung von Öl und Gas. Norwegen ist mit ca. 3,3 Mil. Barrel pro Jahr der siebtgrößte Erdölförderer der Welt. Das Erdöl hat dem Land den weltweit höchsten Lebensstandard eingebracht. Großbritannien folgt an neunter Stelle der Erdölförderung. Bei der Erdgasförderung führt Großbritannien im Nordseeraum. Mit ca.96 Mrd. Qubikmetern pro Jahr ist Großbritannien der viertgrößte Erdgasförderer der Welt. Es folgen die Niederlande als siebtgrößte und Norwegen als achtgrößte Erdgasförderer. Die Erdölförderung in den deutschen Ländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind eher unbedeutend, an Erdgas werden immerhin ca. 17 Mrd. Qubikmeter im Jahr gefördert.
Einige der größten Mineralölgesellschaften der Welt sind britisch. Die BP ist sogar der zweitgrößte Konzern der Welt. Die ehemals niederländische Shell gehört seit Juli 2005 zu Großbritannien, hat aber ihren Hauptsitz in Den Haag behalten.
In den 1980er Jahren hat vor allem Dänemark Grundlagen für die moderne Windenergienutzung gelegt. Seit der Einführung des Stromeinspeisungsgesetzes 1991 boomt die Branche in Deutschland. 2004 erzeugten deutsche Windkraftanlagen ca. 16630 Megawatt. Sie sind damit weltweit mit Abstand führend. Dänemark folgt im Nordseeraum mit 3120 Megawatt, dann die Niederlande und Großbritannien.
Artikel
Handel
Die Bedeutung der Nordsee als Handelszone ist historisch. In der verhältnismäßig kleinen Nordseeregion liegen einige der größten Häfen der Welt. Rotterdam ist der größte Europas, gefolgt von Hamburg und Antwerpen an der Schelde. Der Seehandel auf der Nordsee zählt mit über 420.000 Verschiffungen pro Jahr zu den belebtesten der Welt. In Wilhelmshaven entsteht mit dem Ausbau des Jade-Weser-Ports der einzige Containerhafen der Nordsee, der auch von künftigen Containerschiffgenerationen angefahren werden kann.
Fischerei
Wegen sinkender Fangquoten ist die Fischerei, die über Jahrhunderte einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Nordsee war, in Ihrer Bedeutung für die Wirtschaft der einzelnen Nordseeanrainerländer zurückgegangen. Immer noch werden 3,5 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr aus der Nordsee gezogen. Das sind 5 Prozent des Weltfischfangs, obwohl die Nordsee nur 0,2 Prozent Fläche an den Weltmeeren hat. In den Niederlanden und Dänemark ist die Fischerei nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig. In Deutschland spielt sie quantitativ keine Rolle.
Landwirtschaft
Der Landwirtschaftssektor hat für einige Länder oder Regionen an der Nordseeküste immer noch eine überragende Bedeutung. Die Niederlande ist aufgrund ihrer modernen, hochtechnisierten Landwirtschaft die drittgrößte Exporteurin landwirtschaftlicher Erzeugnisse nach den USA und Frankreich. Niederländisches Schweinefleisch, Gemüse und Schnittblumen gehen in die ganze Welt. Auch der norddeutsche Raum ist stark von Landwirtschaft geprägt: Viehzucht, Obstanbau im Neuen Land westlich der Elbemündung und Grünkohlkulturen.
Tourismus
Der Tourismus ist als Wirtschaftsfaktor für die meisten Länder und Regionen der Nordsee von großer Bedeutung. Viele der Bade- und Kurorte leben ausschließlich von der Tourismusbranche. Für Belgien mit ca. 6,7 Mrd. Touristen im Jahr und Dänemark mit ca. 2 Mrd. Touristen ist der Tourismus sogar die größte Wirtschaftskraft. Die Niederlande beherbergt sogar 9,2 Mrd. Touristen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen 3,15 Mrd.. Der größte Teil der Touristen dieser Länder bereist die Nordseeküste. Die Angaben der weiteren Anrainerländer sind für den Nordseeraum nicht aussagekräftig, da keine gesonderten Zahlen für den Nordseeküstentourismus vorliegen.